Baugeschichte des Landgerichts Wuppertal

Das Landgericht Wuppertal liegt zwischen den Stadtteilen Elberfeld und Barmen auf einer kleinen Insel in der Wupper, die entlang der Bundesstrasse 7, der Ost-West-Achse in Wuppertal, fließt.

Am östlichen Ende des Eilandes steht das Landgerichtsgebäude, eines der ältesten Gerichtsgebäude Deutschlands. Auf der Mitte der kleinen Insel befindet sich das 1908 bezogene im neobarocken Stil errichtete Amtsgerichtsgebäude. An dieses schließt sich der im Frühjahr 2005 fertiggestellte Neubau an. Auf der westlichen Spitze des Eilandes liegt ein Kindergarten, der von Mit­arbeitern des Gerichtes initiiert worden ist und sowohl Kindern von Gerichtsangehörigen als auch Kindern aus der Umgebung zur Verfügung steht.

Carl Ferdinand Busse, ein Schüler Schinkels und Direktor der Bauakademie Berlin, plante das Landgerichtsgebäude im neoklassizistischen Stil ausgehend von einem quadratischen Lichthof. Er wollte klare Strukturen schaffen und mit dem Bau Transparenz und Öffentlichkeit der Justiz in der Architektur widerspiegeln. Die Bürger der damals selbständigen Städte Elberfeld und Barmen stritten heftig um den Standort des Gerichtsgebäudes, bevor es am 1. Mai 1854 eingeweiht werden konnte.

Die Sitzungssäle wurden in herausragenden kubischen Baukörpern auf der Nord- und Südseite untergebracht. Im griechischen Stil gestaltete Giebel heben den Bau hervor und überragen die Arkadenvorhalle auf der Westseite. Die Galerie diente früher als Zugang zum Gerichtsgebäude. Von hier aus konnten die den Gerichtssälen vorgelagerten Korridore erreicht werden. Im Osttrakt befanden sich die Büro- und Verwaltungsräume. Die zunächst veranschlagten Baukosten von 148.000 Talern wurden überschritten und betrugen schließlich 165.185 Taler.

1890/1891 wurde das 3. Obergeschoss zum Vollgeschoss ausgebaut und dann 1900 an der Ostseite ein langgezogener Anbau errichtet. Von 1908 bis 1910 wurde die offene Galerie an der Westseite geschlossen, weil der recht zugige und unübersichtliche Zugang zum Gerichtsgebäude als nicht mehr zeitgemäß angesehen wurde. An der Nordseite wurden zwei weitere Sitzungssäle geschaffen.

Das Landgerichtsgebäude wurde am 30. Mai 1943 und in der Nacht vom 26. auf den 27. Juni 1943 durch Bombenangriffe schwer beschädigt. Der Schwurgerichtssaal brannte aus, und das oberste Stockwerk wurde fast völlig zerstört.

In den Nachkriegsjahren wurde das Gebäude nach und nach wieder aufgebaut.

Mosaikbild im Schwurgerichtssaal

1955 wurde das Mosaik "Das salomonische Urteil" von der Wuppertaler Künstlerin Adelheid Horschik im Schwurgerichtssaal an der Wand hinter dem Richtertisch angebracht und damit die Wiederaufbauphase abgeschlossen.

1971 folgten weitere Umbau- und Renovierungsmaßnahmen. Im Zuge der Errichtung des Neubaues des Justizzentrums wurde nun auch das Landgerichtsgebäude in den Jahren 2003 und 2004 umfangreich renoviert, um einen modernen, funktionsgerechten Gerichtsbetrieb zu ermöglichen.

Quellen:
Ernst Zinn, "Die Baukunst in Elberfeld während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts", 1968;
Richterin am Landgericht Karin Belker: "Zur Baugeschichte des Landgerichts Wuppertal", aus: Rechtsprechung und Zeit­geschichte 1834 – 1984, 150 Jahre Landgericht Wuppertal.

Neubau des Justizzentrums

An der westlichen Seite des Eilandes stand bis 2002 ein 17-stöckiges Justizhochhaus, das im Jahr 1964 fertiggestellt worden war. Das Justizhochhaus musste wegen gravierender Statik- und Brandschutzmängel abgerissen werden. Dort waren das Amtsgericht Wuppertal sowie die Staatsanwaltschaft Wuppertal untergebracht.

Seit dem Frühjahr 2005 steht nach knapp zweijähriger Bauzeit auf dem Gelände des ehemaligen Justizhochhauses ein Neubau, der für rund 30 Millionen Euro nach einem Entwurf des Düsseldorfer Architekturbüros HPP errichtet wurde. Das neue Gebäude schließt sich unmittelbar an den Altbau des Amtsgerichts an und bildet zusammen mit dem alten Landgericht das neue Justizzentrum Wuppertal. Hier sind das Amts- und Landgericht sowie das Arbeitsgericht Wuppertal gemeinsam untergebracht..

Die historische Struktur der Altbauten ist ein gestalterisches Element für den Neubau, dessen sechs Obergeschosse  um ein Atrium angeordnet sind. Unter anderem auf diese Weise verbinden sich die nun über einen beachtlichen geschichtlichen Zeitraum gewachsenen Gerichtsgebäude zu einer organischen Einheit. Auch in die räumlichen Gegebenheiten der Wupperinsel und ihrer Umgebung fügt sich der Neubau sehr schön ein. Ein zentrales Element ist hierbei auch der geräumige Gerichtsplatz, um den sich die Gebäude gruppieren und der an die Schwebebahn grenzt.

Die in der Gesamtgestaltung zum Ausdruck kommende Offenheit und Bürgernähe dokumentiert sich auch in dem hohen, lichtdurchfluteten Eingangsbereich. Dort ist für die Bürgerinnen und Bürger ein zentraler Servicepunkt eingerichtet, der ihnen als Anlaufstelle dient. Die damalige Justizministerin Frau Müller-Piepenkötter äußerte anlässlich der Einweihung des Justizzentrums am 31. August 2005: "So offen sollte sich die Justiz überall präsentieren."